

Hirnstromern

Marseille 1940
Uwe Wittstock
gelesen im Mai 2025
351 Seiten

Juni 1940: Hitlers Wehrmacht hat Frankreich besiegt. Die Gestapo fahndet nach Heinrich Mann und Franz Werfel, nach Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger und unzähligen anderen, die seit 1933 in Frankreich Asyl gefunden haben. Derweil kommt der Amerikaner Varian Fry nach Marseille, um so viele von ihnen wie möglich zu retten. Uwe Wittstock erzählt die aufwühlende Geschichte ihrer Flucht unter tödlichen Gefahren.
Anschaulich und atemlos ... Hier erfahrt man en détail, wie Schweigen, Opportunismus und falsch verstandene Zurückhaltung eine brachiale Gewalt ermöglichen und.wie schwer es ist, die Würde zu behalten, wenn die Willkür regiert.
Florian Illies, Die ZEIT
Eine Geschichte vom großen Mut einzelner, sehr unterschiedlicher Menschen, sich einem Monstrum aus totalitärer Politik, Bürokratie und Verbrechertum entgegenzustellen.
Hilmar Klute, Süddeutsche Zeitung
Liest sich wie ein historischer Thriller.
Joseph Hanimann, FAZ
Umlaufbahnen
Samantha Harvey
gelesen im Juni 2025
221 Seiten

Sechs Astronauten schweben in einer Raumstation durchs All. Den Planeten Erde umrunden sie einmal in 90 Minuten, sechzehnmalt in 94 Stunden. Zwei Frauen und vier Männer arbeiten, essen und schlafen auf engstem Raum, vollkommen losgelöst vom irdischen Alltag.
Was passiert, wenn man seine Heimat nur aus weitester Ferne durch ein kleines Fenster sieht? Nicht mehr als einen einzigen Tag braucht dieser kraftvoll poetische Roman, um die großen und kleinen Fragen der Menschheit zu umkreisen und uns der Schönheit des Universums ganz nahe zu bringen.
Hoffnungsvoll , aktuell und zeitlos.
The Booker Prize Foundation
Ich wusste nicht, wie sehr mir dieses Buch gefehlt hat, bis ich es gelesen habe. Dieser Roman lasst die schönsten Tränen fließen.
Ruth-Maria Thomas
Dieser Roman begleitet einen durch die kalte Jahreszeit, er tröstet, weil er uns so schrecklich verletzlich zeigt. Nicht leicht, wieder ins irdische Dasein zurickzufinden:
Bitte lesen!
Adam Soboczynski, DIE ZEIT
Eine poetische Weltraum-Pastorale als Roman zum Anthropozän: Ein kosmisches Ereignis.
Sandra Kegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Ein phänomenal kluger Roman: poetisch, auf subtile Weise politisch.
Meike Feßmann, Deutschlandfunk Kultur
Harvey schafft etwas Magisches: Sätze schwerelos werden zu lassen. Sie erscheinen leicht, obwohl sie das nie sind.
Enrico Ippolito, Der Spiegel
Die schweigsamen Affen der Dinge
Hilmar Klute
gelesen im Juni 2025
281 Seiten

Ein Roman über Klassenschranken, den Aufstieg durch Bildung, das Ruhrgebiet und die rettende Kraft des Lesens
Hilmar Klute verbindet eine graue Heimat mit der schönen Welt da draußen. Vom Pott in die Poesie. Und du nimmst deine Herkunft überall mit hin, ob du willst oder nicht.
Frank Goosen
Hilmar Klute hat eine unglaublich feine Sprachkraft.
ZDF Das literarische Quartett
Im Traum suche ich immer das Weite
Hilmar Klute
gelesen im Juni 2025
293 Seiten

Aufbruch zu einer großen Reise in die Welt der Literatur und zu sich selbst.
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Volker Winterberg ist wieder da, ein junger Mann, der den Gedichtzeilen folgt bis an den Punkt, wo sie am Ende ein Leben ergeben. Hilmar Klute setzt mit dieser fulminanten Erzählung seine Romanreihe fort. Ein Buch der Wendungen und Wunder: die Geschichte von einem der auszieht, mit dem Fürchten das Schreiben zu lernen, und dabei herausfindet: Das Phantastische liegt, wenn man nur will, gleich nebenan.
Durs Grünbein
Abenteuerroman
Gerhard Henschel
gelesen im September 2025
573 Seiten

Raus aus Meppen, rein ins Leben: Neben der ersten Liebe bringen die Achtzigerjahre für den Abiturienten Martin Schlosser endlich den ersehnten Aufbruch aus der Provinz in die Welt.
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Eines der ungewöhnlichsten Projekte der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.
Rainer Moritz in "Neue Zürcher Zeitung"
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Eine grandiose Dokumentationsleistung.
​Kristina Maidt-Zinke in "Die Zeit"
Mein Weg über die Pyrenäen
Lisa Fittko
gelesen im Mai 2025
336 Seiten

Lisa Fittko berichtet, wie sie zusammen mit ihrem Mann Hans für viele Verfolgte des Hitler-Regimes die Flucht über die Pyrenäen nach Spanien organisierte.
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Unheroisch, ohne falsche Stilisierung und unter Zurücknahme eigener Befindlichkeit schildert Lisa Fittko die Arbeit des Widerstandes und umreißt das Niemandsland der Bedrohung.
Stuttgarter Zeitung
Es gibt diese unbesungenen Helden, die haben Menschen gerettet und sich selber aufs Spiel gesetzt. Hans und Lisa Fittko haben das getan. Wir tragen die Last leichter, wenn wir auch an diese Menschen erinnern, ohne damit die Gräueltaten beiseitezuschieben, die andere begangen haben.
Johannes Rau
Die lange Reise des Yong Sheng
Dai Sijie
gelesen im Mai 2025
429 Seiten

Eine Reise durch das China des vergangenen Jahrhunderts.
Schon zur Geburt ward Yong Sheng ein außergewöhnliches Leben vorhergesagt. Der Sohn eines Zimmermanns verbringt seine Kindheit in Obhut eines amerikanischen Missionars, Als junger Mann macht er sich schließlich auf den Weg, um selbst der erste chinesische Pastor von Putian zu werden. Seine Reise führt ihn durch ganz China, dessen Geschichte im Begriff ist, neu geschrieben zu werden. Er erfährt Liebe und Verrat, Schmerz und Trost - und er lernt, dem Glück mit Demut zu begegnen.
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Mit zarter Poesie erzählt, aberwitzig, tröstlich und geheimnisvoll zugleich.
Le Figaro Littéraire
Wackelkontakt
Wolf Haas
gelesen im Mai 2025
240 Seiten

Franz Escher wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch über den Mafia-Kronzeugen Elio Russo. Elio sitzt im Gefängnis und wartet auf die Entlassung. Er hat so viele Leute verraten, dass er um sein Leben fürchtet. Aus Angst liegt er nachts wach und liest ein Buch. Es handelt von Franz Escher. Der wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt.
Wolf Haas' neuer Roman zündet ein erzählerisches Feuerwerk: Was beginnt wie zwei halbwegs übersichtliche Lebensgeschichten, verwirbelt sich zu einem schwindelerregenden Tanz - mit einem toten Handwerker, familiären Verstrickungen und vielen ungelösten Geheimnissen, funkenschlagend und spannend bis zum finalen Kurzschluss.
Der neue Wolf Haas ist ein Wunder. Das ist eine so verdammt große Kunst: ›Wackelkontakt‹ liest sich ungeheuer leicht, er ist unterhaltsam wie ein gut geölter Thriller, gleichzeitig ist er derart anspruchsvoll, dass man schier verrückt wird vor intellektueller Begeisterung ... Mehr muss man nicht sagen: Bitte ganz unbedingt lesen.
Adam Soboczynski, Die Zeit
Höchst unterhaltsam – Genauso treffend und lustig, wie es seine Leserschaft aus den Brenner-Romanen kennt. Wolf Haas beherrscht die Regeln des Schreibens so vollständig, dass er sie ganz nebenbei außer Kraft setzen kann.
Stefan Kuzmany, Der Spiegel
Warte im Schnee vor deiner Tür
Friedl Benedikt
gelesen im April 2025
334 Seiten

Was für eine couragierte Frau, was für eine Autorin.
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Das Beste, was Friedl Benedikt geschrieben hat, fand sich im Nachlass von Elias Canetti und wird in diesem Buch erstmals veröffentlicht. Eine große Entdeckung.
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Du bist eine geborene Erzählerin.
​Elias Canetti
Der Briefwechsel
Uwe Johnson und Hannah Arendt
gelesen im April 2025
342 Seiten

​Herausgegeben von Eberhard Fahlke und Thomas Wild. "Ihre Freundschaft war ehrlich genug für Tapferkeit vor dem Freund", schreibt Uwe Johnson, eine Zeile von Ingeborg Bachmann aufgreifend, zum Tod von Hannah Arendt im Dezember 1975. Zehn Jahre zuvor waren sie einander zum ersten Mal begegnet. Der Briefwechsel umfasst insgesamt 60 größtenteils unveröffentlichte Briefe und dokumentiert das Verhältnis zwischen dem Schriftsteller, der durch Hannah Arendt zum ersten Mal jüdischem Leben und Denken begegnet, und der Philosophin, die das Erzählen des Verfassers der Jahrestage tiefgreifend geprägt hat.
Jahrestage 2
Uwe Johnson
gelesen im Januar / Februar 2025
467 Seiten

Tag für Tag, über ein Jahr hinweg, erzählt Gesine Cresspahl ihrer zehnjährigen Tochter Marie aus der eigenen Familiengeschichte, vom Leben in Mecklenburg in der Weimarer Republik, während der Herrschaft der Nazis, in der sich anschließenden sowjetischen Besatzungszone und den ersten Jahren in der DDR. Zugleich schildert der Roman das alltägliche Leben von Mutter und Tochter in der Metropole New York im Epochejahr 1967/1968, inmitten von Vietnamkriegs- und Studentenprotesten. In den »Jahrestagen« entfaltet Uwe Johnson ein einzigartiges Panorama deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert - eine »Lese-Weltreise« (Reinhard Baumgart) in die bewegte New Yorker Gegenwart des Jahres 1968 und zugleich in die Geschichte einer deutschen Familie seit der Weimarer Republik.
Ein literarischer Triumph – das ist Uwe Johnsons Jahrestage. Nicht nur wegen der Qualität dieses knapp 2000 Seiten umfassenden Romans ›in vier Lieferungen‹, sondern auch in biografischer Hinsicht: Nachdem die ersten drei Bände von 1970 bis 1973 erschienen waren, dauerte es zehn qualvolle Jahre, bis 1983 der Abschlussband fertig war. Pflichtlektüre für Literaturliebhaber.
Wiener Zeitung
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Lindentriebe für Gelesenes
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Als ich dies schrieb, einst, begann, wenn auch nur zaghaft, die hohe, im Sommer schattenspendende Linde auszutreiben. Drum bekommen die hier ohne Rezension nur mit Klappentext aufgeführten Bücher nicht die üblichen Sterne, sondern bewertende Lindentriebe zugesprochen. Nur ein Trieb ist zwar während des Betrachtens wunderschön, aber für den Inhalt eines gelesenen Buches ist er nicht erstrebenswert; dann doch lieber sieben, acht oder gar zehn Triebe, die sich anerkennend wiegen im Wind oder fast platzen vor Begeisterung. Also Bücher: strengt euch an!
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Das glückliche Geheimnis
Arno Geiger
gelesen im November 2025
240 Seiten
Frühmorgens bricht ein junger Mann mit dem Fahrrad in die Straßen der Stadt auf. Was er dort tut, bleibt sein Geheimnis. Zerschunden und müde kehrt er zurück. Und oft ist er glücklich. Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon.
Ich war ein Vagabund, ein Stadtstreicher, ein Lumpensammler, ein Niemand und weiter nichts.
Ein ostasiatisches Sprichwort sagt: Bereue nicht, unbekannt zu sein, sondern bereue, nicht zu kennen.
Wovon Geiger auch erzählt, er tut das in einem einfühlsamen und völlig unsentimentalen klaren Stil.
Claudia Voigt, Literatur Spiegel
Transit
Anna Seghers
gelesen im Oktober 2025
300 Seiten
Menschen auf der Flucht.
Marseille im Sommer 1940: Am Rande Europas versammeln sich die von den Nazis Verfolgten und Bedrohten. Sie hetzen nach Visa, Bescheinigungen und Stempeln, um nach Übersee ins rettende Exil zu entkommen. Im Chaos der Stadt, in den Cafés, auf dem Gang von Behörde zu Behörde kreuzen sich ihre Wege — und für kurze Zeit sind fremde Leben durch Hoffnungen, Träume und Leidenschaften miteinander verbunden.
Ein zeitaktueller Roman.
Hanjo Kesting, NDR
Transit gehört zu den Büchern, die in mein Leben eingreifen, an denen mein Leben weiterschreibt, so dass ich sie alle paar Jahre zur Hand nehmen muss, um zu sehen, was inzwischen mit mir und mit ihnen passiert ist.
Christa Wolf
Unsere Fremden
Lydia Davis
gelesen im April 2025
306 Seiten

In diesen Short Stories werden Gespräche belauscht und falsch verstanden. Ein Eilbrief wird mit einem seltenen weißen Schmetterling verwechselt. Über zig Ecken werden an den Haaren Gründe herbeigezogen, weshalb die Erzählerin Anspruch auf einen gewissen Berühmtheitsgrad besitzt. Dahingemurmeltes im Gespräch zwischen Mann und Frau erzeugt herrlichste Situationskomik à la Loriot. Fremde können zu Familienmitgliedern werden und Familienmitglieder zu Fremden.
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Davis ist eine Magierin ... Es gibt nur wenige Autor*innen dieser Zeit, die den Worten auf einer Seite so viel Bedeutung verleihen.
Jonathan Franzen
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Scharfsinnig, gewandt, ironisch, unaufdringlich und immer wieder überraschend.
​Joyce Carol Oates
See der Schöpfung
Rachel Kushner
gelesen im September 2025
480 Seiten

Sadie Smith – 34, skrupellos, verführerisch, ehemalige FBI-Agentin – wird von einem namenlosen Auftraggeber in eine entlegene Gegend in Südfrankreich geschickt. Ihr Auftrag: Sie soll eine Kommune anarchistischer Umweltaktivisten infiltrieren, die im Verdacht steht, Anschläge verübt zu haben. Sadie blickt zunächst mit Verachtung auf die Idealisten und die französische Provinz mit ihren verschlafenen Dörfern und Höfen. Doch dann gerät sie in Kontakt mit Bruno Lacombe, dem Vordenker der Gruppe. Bruno lehnt die Zivilisation ab, er lebt in einer Neandertalerhöhle und sieht die Rettung der Menschheit in der Rückwendung zu ihren Ursprüngen. Die Auseinandersetzung mit ihm lässt Zweifel in der eigentlich so abgebrühten Sadie keimen, und sie, die die Fäden in der Hand zu halten glaubte, gerät mehr und mehr in seinen Bann.
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Das Elektrisierende an diesem Roman ist die Verknüpfung von aktueller Politik mit einer dunklen Gegengeschichte der Menschheit. Kushners aufregende Ideen haben uns mitgerissen. Der ganze Roman ist ein tiefgründiger, unwiderstehlicher Pageturner.
Die Booker-Prize-Jury
Rachel Kushner erfindet den Spionageroman auf coole, hochintelligente Weise neu. Hernán Díaz
Rachel Kushner ist die aufregendste Autorin ihrer Generation.
Bret Easton Ellis
Die Möglichkeit des Glücks
Anne Rabe
gelesen im Oktober 2025
379 Seiten
In der DDR geboren, im widdervereinigten Deutschland aufgewachsen. Als die Mauer fällt, ist Stine gerade einmal drei Jahre alt.Doch die Familie ist tief verstrickt. In ein System, von dem sie nicht lassen kann, und in dem Glauben, das richtige Leben gelebt zu haben. Bestechend klar und kühn erzählt Anne Rabe von einer Generation, deren Herkunft eine Leerstelle ist.
So mitreißend, feinsinnig und schonungslos, dass es mich einfach nicht loslässt.
Alena Schröder
Das Buch der Stunde
​Die Zeit
Shanghai fern von wo
Ursula Krechel
gelesen im November 2025
571 Seiten
Tausende Juden suchen am Vorabend des Zweiten Weltkrieges in Shanghai Zuflucht: Über Menschen, die das Überleben neu erlernen müssen.
Mitten in Shanghai steht in einer Restaurantküche Franziska Tausig und walkt den Teig, als ginge es um ihr Leben. Und das tut es auch. Ein Strudel soll es werden, ein süßer natürlich, aber dann füllt sie den übrigen Teig mit zartem Gemüse und bereichert mit ihrer Erfindung - der Frühlingsrolle - die chinesische Küche. Franziska Tausig ist eine von vielen, der Berliner Buchhändler Ludwig Lazarus ist ein anderer, und am Ende sind es achtzehntausend Juden, die seit 1938 noch eins der letzten Schlupflöcher nutzen können und im fernen Shanghai vor einem ganz neuen Leben stehen. Anwälte, Handwerker, Kunsthistoriker: Sie kommen ohne Visum und Illusionen, mit einem Koffer und zehn Reichsmark in der Tasche. In dieser überfüllten Stadt und dem feucht drückenden Klima zurechtzukommen, erfordert Erfindungsgabe und Tatkraft.
Ernst, aber nie belehrend, emphatisch, aber nie bemitleidend, humorvoll, aber nie ironisch. Ursula Krechel zeigt, wie historisches Einfühlungsvermögen und dichterische Kraft sich gegenseitig steigern können.
Stefana Sabin / NZZ














