In letzter Sonne
- Matthias
- 17. Aug. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Nov. 2024
Sitze unter den Schirmen des Caféhauses mit Milchkaffee und Kuchen. Eine hübsche, junge Frau lehnt in meinem Blick gegenüber an der Hauswand und genießt die späte Sonne und ich das Schauen. Wartet sie oder steht sie nur? Nach fünf Minuten wird sie wohl ein wenig ungeduldig und setzt sich auf einen freien Platz des Cafés auf der anderen Seite des Sträßchens, sie hat eine sehr ansprechende Figur, auch wie sie sich bewegt ist schön. Ich denke, sie merkt, wie ich schaue, aber ich habe ja das Notizbuch, um diese Worte hier zu schreiben, damit es nicht zu sehr auffällig ist, mein Schauen. Ist es sehnsüchtig? Interessiert mich nur, wer da noch kommt? Sie bekommt ein großes Apfelschorle, so sieht es jedenfalls aus auf die Distanz, ihr Lächeln ist sympathisch. Ob sie mir aus der Nähe auch gefallen würde? Ob ich sie ansprechen würde, wäre ich ein paar Jährchen jünger? Doch das direkte Ansprechen aus dem Nichts war noch nie wirklich das Meine. Jetzt isst sie Kuchen mit Sahne, es könnte ein Rhabarberkuchen sein mit Baiser, ich hatte Apfelkuchen. Schaut immer wieder mal auf ihr Smartphone, sie hat den Teller in der Hand beim Essen. Auch nach fünfzehn Minuten ist sie noch immer allein, jetzt nimmt sie den letzten Bissen, spült mit ihrem Trinken nach, lehnt sich zurück und schaut und wartet. Ob sie wirklich wartet? Ich kann noch keine Ungeduld oder Enttäuschung ausmachen. Eigentlich würde ich jetzt gehen, doch ich warte noch, ob sie weiter wartet. Sie schaut auf ihr Smartphone, ich glaube ein leichtes Kopfschütteln wahrnehmen zu können. Und sie bestellt auch schon die Rechnung, ihre Gesichtszüge sind nicht mehr so gelassen, als sie noch stand, mit geschlossenen Augen, der Sonne entgegen lehnend. Vielleicht täusche ich mich auch, eigentlich würde ich mich gerne neben sie setzen und sie fragen. Doch dann wäre der Zauber dieser Augenblicke verloren, was, wenn ihre Stimme nicht zu diesem Schauen passt, oder wenn sie breites Schwäbisch spricht oder sogar fast unverständliches Schweizerdeutsch. Ich grinse in mich hinein und rufe selbst zum Zahlen. Noch sitzt sie ungezahlt, anmutig lehnt sie sich nach vorn, stützt das Kinn auf ihre Hand und dann doch wieder: das Augenschließen in letzter Sonne an diesem Fleck. Dann zahlt sie, steht auf und ihr Hinweggehen wird gestört von der Bedienung, die auch mich abkassiert, nur einen letzten Blick erhasche ich noch, als sie hinter Fahrrädern und der Ecke verschwindet.

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