Schreiben (kaskadistischer Ausschnitt)
- Matthias
- 22. Okt. 2011
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Nov. 2024
Drumherum ist’s nicht mehr…
Wohin gehst du liebst du scheinst du oder bist du finde ich dich wenn du nicht bist ertrage ich dich möchtest du ich sein wenn du über den Acker gehst du kotzt mich an bleib da gib mir Zeit bis ich weiß ein Ende finde ich nie…
Regel 1: immer erst Stift und Papier dann Tastatur, Korrektur mit Bleistift im Ausdruck.
Lebensläufe breiten sich aus… Konstruieren, Formen, Fäden aufnehmen, weiterspinnen.
Worte an die Hand nehmen, führen, anleinen, bändigen, biegen, klauben und dann wiederum: Worte gestalten die Seite und ich füge mich.
Durchsfensterstarren und das Suchen nach Klarheit in den Bäumen.
Nein, heute nicht, morgen auch nicht, lasst mich in Ruhe.
Regel 2: wenn’s stecken bleibt, wenn nichts mehr zu gehen scheint: In-A-Gadda-Da-Vida, Headbanging und dadaistisches Einsammeln von Wortfetzen.
Halt! Stop! Ist das nicht der falsche Weg?! Doch sie hört nicht, ist schon auf und davon, die Geschichte schreibt sich fort und ich staune.
Aalen und Suhlen in narzisstischen Anwandlungen.
Vorsicht! Triviale Schmonzettenpassage im Anmarsch, literarische Unwörter im Schlepptau… geschrieben, erkannt, beschmunzelt und weg damit.
Das lebendig werdende Clichée von zerknülltem Papier und gerauften Haaren.
Regel 3: zerknülltes Papier nicht wegwerfen, geraufte Haare nicht auf den Kompost.
Vergangenes kommt geht vorüber durchdringt öffnet ob ich verstehe zweifeln schaue zurück trete ein wandloser wandelreicher Korridor war es so oder ist es heute…
Sichten von Recherchematerialen im Tunnel, Lust an Disziplin… das zu Schreibende verwebt sich mit Geschehenem, Zeitgeschichte bekommt ein Gesicht, dessen Ausdruck für ein paar Augenblicke quellenrein erscheint, Zeitreise, Transzendenz.
Der Geruch von Zeitungsarchiven, sich verlierendes Wühlen.
Ist denn, verdammt noch mal, in diesem Hirn nicht ein beschissen kleines Synonym für dieses lausige Wort zu finden… Tagelanger Nonsense in der Birne, kein Wort ist das Wort der Woche… Grasen auf der Wortweide… Plagiatssehnsucht.
Verworfene Regeln, Freispiel.
Struktursuche.
Wunsch, ein Nachtmensch zu sein und nicht mit Einbruch der Dämmerung geistesleer, Freischaufeln von Tagesstunden.
Das Grumeln von der anderen Bettseite: oh, dieses Ideenmäandern, diese Kaskaden von Ausdrucksinnovation, dieses Jubilieren von überfluteten Leerstellen, im Dunkeln, wenn die Stille kommt; da hilft auch kein Wachs im Ohr, die Sirenen der plötzlich so klaren Worte betören: und zum 8ten Mal nun schon der Griff zum Nachttischlampenschalter oder zur Taschenlampe und zum Stift…
– Schlampenschalter, auch ein interessantes Wort –
… und am nächsten Morgen wieder verworfen.
Gewitterwolken im Licht untergehender Sonne, über sie hinweg durchs Blau ein gerader, weißer Pinselstrich, sich nach Norden bewegend, darunter ein langer Vogelschwarm nach Süden: warum darüber schreiben?! Sind solch ein Bild und das dazugehörige Schauen sich nicht selbst genug?
Der Flow verbietet den Griff zum Klopapier… Verstopfung.
Mit literarischem Verständnis prüfen und: Streichen, einzelne Worte, Sätze, Absätze, Seiten – Abwasch, Späne, Aceton, Feucht nauswischa, in die Kiste, Delete, Verabschieden, Loslassen.
Und das hab’ ich geschrieben?! Geisterhände.
Licht aus, aber wirklich jetzt!
Es regnet Staben aus Büchern lauschig ist es bizarr und betörend Nachtschal umgelegt gehegt gepflegt formaldehydriert im Gedächtnisgewölbe trotzdem vergessen egal vertraue es findet sich…
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