Warum er kämpft?
- Matthias
- 7. Apr. 2021
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Nov. 2024
Da kämpft einer mit der Menschheit. Warum ein er? wird gefragt. Wahrscheinlich, weil es naheliegt. Weil ein Eindringender des Erschaffens von destruktiver Kampfeslaune gemeinhin weniger müde wird als eine Empfangende.
Als er merkt, dass Fluten, Erdrutsche, Gletscherschmelze, Hitze, Trockenheit, Flammen nicht genug sind, schickt er die Unsichtbaren. Er benutzt einen Wirt, entschuldigt sich bei der fledernden Maus, die zwinkert: das schaff ich schon! Die Unsichtbaren, die sich ausbreiten, schnell, von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent.
Warum er kämpft? Das weiß man nicht. Vielleicht, weil die Menschen sich zu sehr enthoben haben. Vielleicht, weil er sentimental sich nach Stille sehnt. Hat er doch den Horizont geschaffen und das Dahinter, um still schauen zu lassen, bis dorthin. Denn um ihn zu erfassen, muss es still sein. Draußen und Drinnen. Vielleicht ist ihm langweilig, hat andere Geschöpfe im Sinn, muss Platz schaffen. Oder er liebt die Menschen auf eigenartige Weise, will sie antreiben: tut endlich wieder was, ihr habt schon viel hervorgebracht, bleibt gestaltend füreinander, nicht umsonst habe ich euch den Begriff der Liebenden Güte an die Hand gegeben, erkennt das Durchdringende, das Wesentliche, fügt euch zusammen und bindet die Elemente ein, greift nach dem hohen Geist, der euch zu Füßen liegt, nicht ergeben, sondern bereit, erfasst zu werden, schaut einfach hin, in innehaltender Stille. Vielleicht hat er auch einen Augenblick nicht aufgepasst, weil er des Komponierens überdrüssig war, und sie ist ihm entglitten. Nun improvisiert sie selbst, die Welt. Nach allen Regeln der Kunst, die keine Grenzen kennt und das Leben nicht mehr schätzt als den Tod. Oder doch? Denn nur über den Tod wird es erkannt, erhaben, erlöst?
Und die Paradigmen beginnen sich zu ändern, es wird ihnen zu eng, haben genug gewartet auf des Menschens Gestaltungskraft, es zieht sie hinein in etwas Neues. Ein Anstoß zu etwas Großem, erzählt man sich später. Vielleicht. Und vielleicht ist er doch eine sie. Oder ein er und eine sie. Vielleicht ist dies die ewige Ambivalenz, die zerrt und zieht und kämpft? Oder aber sie und er nähren in der tragender Schönheit der Vielfalt die Wechselkraft der Paradigmen im ewiglichen Prozess des Wandels. Wer es wissen wird? Sie und er. Wir. Wenn wir in Stille schauen. Als Ursprung des alles als gleichwertig einbeziehenden Gestaltens.
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